Wo die Frauen die Hosen anhaben

Die Legenden vom Kremser Simandlbrunnen

In Krems an der Donau punkteten die Frauen immer schon mit ihrem Durchsetzungsvermögen. Zum Simandlbrunnen, der seit 1929 am Ende der Fußgängerzone der Stadt steht, gibt es drei Legenden, die den Ursprung des Simandls erklären könnten. 

Die erste Legende besagt, dass ein gewisser Simon Handl in Krems gelebt haben soll, der von seiner Geliebten oft geprügelt worden sei. Das machte ihn zum Inbegriff des Simandls. Denn übersetzt bedeutet der Begriff Hauspatschen. Daraufhin fand eine Art Wettkampf der Kremser Frauen statt, wer seinen Mann am meisten unterjochen konnte. Als Antwort trafen die Männer zusammen, um sich beim Stadtrat Hilfe zu suchen.

Der Stadtrat bot als Lösung an, den Frauen Geschenke beim Simonimarkt zu besorgen, damit die Männer sich von der Pein freikaufen könnten. Seit jeher trifft sich diese Gesellschaft jedes Jahr am Simonimarkttag, dem 28. Oktober, im Gasthaus Zu den drei Raben. In der Szene der Skulptur bittet Simon Handl seine Frau um den Schlüssel für das Haustor, um mit der Simonibruderschaft auf ein Bier gehen zu können. 

Die zweite Version bezieht sich auf einen Angriff eines Heeres aus Böhmen, das 1619 Krems überfiel. Die Männer wollten die Stadt beschützen. Jedoch wurde der Weg abgeschnitten, was den Feinden die Gelegenheit gab, die Stadt einzunehmen. Die Frauen aus Krems nahmen das Schicksal einfach selbst in die Hand und griffen zu den Waffen. Nach einem langen und hartnäckigen Kampf der Kremserinnen wurden die feindlichen Truppen schlussendlich verscheucht. Ab da hatten in Krems eindeutig die Frauen die Hosen an!

In der letzten Version geht es um die sieben kleinwüchsigen Brüder, die als sim Mandeln (sieben kleine Männer) bezeichnet wurden. Sie schlossen sich zur ersten Simandl-Bruderschaft zusammen und wurden somit zum Kern einer großen Männergesellschaft. Diese machte sich zur Aufgabe, sich gegenseitig zu ermutigen, zu trösten und zur Geduld zu ermahnen. 

Ob nun eine der Legenden die Wahrheit über den Simandlbrunnen beinhaltet oder nicht, sei dahingestellt. Fakt ist, dass es ab 1517 wirklich sogenannte Simandl-Bruderschaften gegeben hat. Gegründet wurden diese von Siegmund von Dietrichstein, der damals als Statthalter von Niederösterreich tätig war, mit dem Ziel der Mäßigung und Moral ihrer Mitglieder. Daraufhin wurden in Niederösterreich und Wien mehrere Simandl-Bruderschaften gegründet, der Hauptsitz war schlussendlich in Krems. 

Bewahrte Tradition:
Auch heute noch existieren die Simandlbälle, die sich um den Rollentausch zwischen Mann und Frau drehen. Hier fordert die Frau zum Tanzen auf!

Tipp:
Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich die Café-Konditorei Hagmann. Sie existiert bereits seit 180 Jahren. Und genauso lange wird dort handgeschöpfte Schokolade erzeugt. 


Kontakt: 
Simandlbrunnen
Wegscheid 1, 3500 Krems an der Donau
kremskultur.at

Öffentliche Anfahrt:
Vom Bahnhof Krems/Donau sind es fünf Minuten zu Fuß zum Simandlbrunnen.