Eine Reise durch die Geschichte des Weins

Heuer wird anlässlich des 100-jährigen Jubiläums Niederösterreichs so manches Weinglas zum Anstoßen erhoben. Die Geschichte des Weinanbaus auf dem Gebiet des Bundeslandes ist aber bedeutend älter.

Traubenkerne der Art Vitis vinifera, die man im Traisental und Weinviertel gefunden hat, belegen, dass hier schon in der Bronzezeit (10. bis 9. Jahrhundert v. Chr.) Weinbau betrieben wurde. Ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. lässt sich eine systematische Form des Weinbaus im Donauraum (heutiges Weinbaugebiet Carnuntum) durch die Römer nachweisen. Es sollte aber bis ins Mittelalter dauern, dass die burgundische Weinkultur ihren Weg nach Österreich fand. 

Dies erfolgte unter anderem durch die Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz und dem dazugehörigen Freigut Thallern bei Gumpoldskirchen, das ihnen von Markgraf Leopold IV. geschenkt wurde und seit dem Jahr 1141 durchgehend bewirtschaftet wird. Die Augustiner Chorherren im Stift Klosterneuburg verschrieben sich sogar schon im Jahr 1133 dem Weinbau. Auch bayerische Bistümer und Klöster sorgten dafür, dass Flusstäler urbar gemacht und Terrassenkulturen angelegt wurden.

Im Lauf der folgenden Jahrhunderte wurde der Weinbau in Österreich mehr und mehr zu einem Politikum. Vor allem Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. förderten den heimischen Weinbau und machten den Siegeszug der Heurigen und Buschenschanken erst möglich. 1860 wird in Klosterneuburg die Wein- und Obstbauschule, die älteste der Welt, gegründet. Sie geht 1874 in die Staatsverwaltung über und dient als Vorbild für viele ähnliche Institute in der gesamten Monarchie. 

Durch die Jahrtausende erlebte der Weinbau in Österreich zahlreiche Höhen und Tiefen. Mittlerweile sind die Anbauflächen im Vergleich zum 15./16. Jahrhundert auf ein Drittel gesunken, aber vielfältige Maßnahmen, wie das strengste Weingesetz der Welt und hochkarätige Schulungsstätten, haben dazu geführt, dass Wein mit der Herkunftsbezeichnung „aus Österreich“ heute ein international anerkanntes und hoch geschätztes Qualitätsmerkmal ist. 

Bei einer Führung durch das Freigut Thallern kann man ein wertvolles Stück österreichischer Weinbaugeschichte entdecken – und natürlich typische Weine der Thermenregion verkosten.

Zum Staunen: 
In der Thermenregion gedeihen einige der besten und sensibelsten Rebsorten. Das liegt auch an den besonderen Böden, in denen man viele Reste von Muscheln und anderen Meeresbewohnern des Jungtertiärmeeres, das vor etwa 19 Millionen Jahren das ganze Wiener Becken überflutete, finden kann.


Kontakt:
Freigut Thallern
Weingut und Stiftskellerei Heiligenkreuz
Thallern 1, 2352 Gumpoldskirchen
Tel.: 02236/534 77
freigut-thallern.at

Öffentliche Anfahrt:
Mit der S3 ab Wien Mitte bis Guntramsdorf Thallern, dann sind es noch 600 Meter bis zum Ziel.