Ohne die „Schlacht am Weißen Berg“ zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wäre er wohl nur ein Gesteinsbrocken von vielen geblieben. Aber dieser 8. November 1620, an dem bei Prag die Böhmen den kaiserlichen Truppen der Katholischen Liga unterlagen, ließ den 2.432 Kubikmeter großen Granitriesen auf der Blockheide bei Gmünd zum Kultfelsen werden.
Denn obwohl auch die fast zu hundert Prozent protestantische Bevölkerung Gmünds nach dieser Schlacht im Eiltempo rekatholisiert wurde, blieben etwa 200 Menschen ihrem evangelischen Glauben treu. Und die trafen einander beim Granitriesen zu heimlichen Gottesdiensten, was dem Felsbrocken den Namen „Lutherische Kirche“ eintrug. 1690 schließlich wurden diese Zusammenkünfte gewaltsam beendet.
Knapp 200 Jahre später verloren die Gmünder:innen ihr steinernes Denkmal. Die „Lutherische Kirche“ wurde zerkleinert, nach Wien verfrachtet und dort für den Bau der Stephaniebrücke (später Salztorbrücke) sowie der Wiener Stadtbahn verwendet. Im Naturpark Blockheide erinnert heute ein Gedenkstein an den geschichtsträchtigen Granitriesen. Gmünder Bürger mit dem letzten Rest ihrer „Lutherischen Kirche“, ehe der Granitblock in Wien verbaut wurde.
Zum Staunen:
Die Blockheide bei Gmünd wird auch „Spielplatz der Riesen“ genannt. Denn nur Riesen, so glaubte man, wären in der Lage gewesen, die gewaltigen Findlinge und Wackelsteine der Gegend an ihren Platz zu bringen. Einige dieser steinernen Ungetüme kann man auf Themenwegen durch den Naturpark Blockheide begutachten.
Kontakt:
Naturpark Blockheide
Blockheideweg 10
3950 Gmünd
blockheide.at
Öffentliche Anfahrt:
Mit dem Regionalzug REX 41 von Wien-Spittelau nach Gmünd. Von dort sind es etwa zwanzig Minuten zu Fuß bis zur Blockheide.